Blackbird lag auf dem weihnachtlichen Gabentisch. In eineinhalb Tagen ward es verschlungen – ein wirklich beglückendes Leseerlebnis.
Nein. Das ist kein Schauspieler, der sich – wie soviele – zur Abwechslung mal in einem anderen Genre ausprobiert.
Matthias Brandt ist ein großartiger Schauspieler und ein großartiger Literat. Der Roman Blackbird des Schriftstellers Brandt ist genauso geschrieben wie der Schauspieler Brandt arbeitet: minimaler Einsatz von Mitteln bei maximaler Wirkung; im Gestus immer unerbittlich wahrhaftig, wobei gerade diese Unerbittlichkeit gleichzeitig den Raum für seinen immer wieder aufblitzenden Witz öffnet.
Durch die emotionale Zurückgenommenheit erzeugt er große Empathie beim Leser/Zuschauer und eine geradezu magnetische Anziehungskraft für die Gedanken- und Gefühlswelt der Figur. Schauspieler Brandt und Schriftsteller Brandt stehen gleichermaßen für radikale Authentizität – frei von jeglichen Effekten, Eitelkeiten und Emotionalitäten.
Matthias Brandt schafft es, in seinem Roman jeden beschriebenen Augenblick, so unspektakulär er auch sein mag, Bedeutung zu verleihen, einfach weil und wie er ihn beschreibt. Es spricht der 15jährige Morten Schumacher, und so manche Leserin, die Autorin dieser Zeilen eingeschlossen, kommt tatsächlich ein beträchtliches Stück weiter im Verständnis männlicher Verarbeitung von existentiellen Erfahrungen – von der offenbar erwarteten, unbedingt tränenfreien Coolness bis zum Verlust gesprochener Spache.
Da rebelliert Morten etwa gegen jegliche Form gesellschaftlicher Vorgaben, die vorschreiben wollen, wie mann Gefühle gesellschaftlich-konform zu kanaliseren hat – grandios ausgeführt in der finalen Szene des Buches. Der Protagonist ringt um den ur-eigenen Weg des Umgangs mit der Realität, mit Einschlägen des Schicksals wie die Trennung seiner Eltern oder dem Verlust des besten Freundes. Auf dem Weg dorthin landet er kurzzeitig in der Klapse, wo man ihm via Basteltherapie den rechten Weg weisen möchte.
Er kriegt aber die Kurve. Auch, weil da Steffi ist, die vor Freude weint, als er die Sprache wieder findet und seinen Arm um sie legt. „Der Tropfen an Steffis Kinn wurde immer größer, und als er runterfiel, spiegelte sich in ihm die ganze Welt.“
Ein wunderbares Stück schnörkelloser Literatur, das jedem wärmstens ans Herz gelegt sei.
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